Schopfheim: Museumskeller: Raum für Kunst wiederbelebt | SÜDKURIER

2022-09-09 21:23:59 By : Mr. Felix Liu

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Schopfheim – Vom frühen Nachmittag bis zum späten Abend war am Samstag nonstop viel geboten zur Wiedereröffnung des Museumskellers in Schopfheim, der nach dreijähriger Schließung wieder bespielbar ist. Eine illustre Reihe von Künstlern aus Stadt und Region gestalteten ein buntes, vielfältiges und abwechslungsreiches Programm mit Musik, Tanz, Theater, Kabarett und Lesungen.

„Schopfheim hat wieder einen Raum für Kunst, Kultur und Begegnung mitten in unserer schönen Altstadt“, freute sich Bürgermeister Dirk Harscher beim Apéro auf dem Platz vor der Kirche. Das gesamte Umfeld werde von dieser Reaktivierung des Raums profitieren, der die Stadt noch attraktiver mache. Der Rathauschef ließ die Geschehnisse Revue passieren: die erste Aufführung der Spielbühne im Museumskeller 1986, die Schließung des Kellers aus Sicherheitsgründen Ende 2015, das Bemühen des Freundeskreises Museum um eine weitere Nutzung und den Bau des erforderlichen zweiten Fluchtweges sowie die Zustimmung des Gemeinderats 2017. Nur durch das besondere Engagement des Vereins Kunst im Museumskeller (KiM) sowie des Gemeinderats und die Unterstützung durch Hilke Hänssler sei es möglich geworden, „diesen tollen Ort wieder zu beleben“.

„Dieses Ereignis ist keine Selbstverständlichkeit“, hob Vereinsvorsitzende Marianne Tittel den Kampf um den Erhalt des Theaterkellers hervor. „Eine Gruppe von engagierten Bürgern hat zusammen mit dem Gemeinderat dieses kleine Wunder vollbracht.“ Tittel erinnerte daran, dass etliche Hürden überwunden und Steine aus dem Weg geräumt werden mussten. Doch mit dem politischen Willen der verantwortlichen Politiker, dem Engagement der Bürger und vielen Unterstützern habe man es geschafft. Dies feierte der Verein mit einer Vielzahl von Akteuren aus der hiesigen Kleinkunst-, Musik- und Literaturszene. Moderator Wernfried Hübschmann führte die Zuschauer von Spielort zu Spielort.

Los ging es auf dem Platz im Freien mit dem Ensemble Tepui um Leiter Rafael Lobo mit Schülern der Musikschule Mittleres Wiesental, die auf Violinen, Bratsche, Kontrabass und kleiner Gitarre folkloristische Stücke und Tänze aus Venezuela spielten. Wegen des Regens zogen die anderen Musiker in die Alte Kirche St. Michael um. Dort sorgte Sängerin Steffi Lais, begleitet von ihrem Partner Daniel Maier, mit ausdrucksstarker, rauchig-warmer Gänsehaut-Stimme für Emotionen und Wohlfühl-Atmosphäre. In Pop- und Rocksongs wie „On my own“, „Moon Dance“ oder „Landslide“ von Fletwood Mac riss sie die Leute mit stimmlicher Power und Intensität mit.

Zwei prominente Größen der Blues- und Jazz-Szene waren ebenfalls mit von der Partie: Gitarrist, Sänger und Mundharmonika-Virtuose Hary de Ville und Mark Wise, Singer-Songwriter und Gitarrist aus Los Angeles und seit 25 Jahren Wahl-Schopfheimer, begeisterten mit gefühlvollen und fetzigen Blues- und Jazzstandards und spielten sich in wahre Jamsession-Leidenschaft. Im ersten Set hatte Hary de Ville mit der Flötistin Edith Klinger-Pfitzenmaier irische Stücke und Balkan-Klänge im Repertoire.

Im Museumskeller bezauberten die jugendlichen Tänzerinnen Jasmina Uehlin, Marla Brunner und Ljubinka Homolka in einer Choreografie der Tanzpädagogin Nina Homolka aus dem Tanzstück „Wasser tanzt“. Zu geheimnisvollen Projektionen aus der Unterwasserwelt in magisch bläulichem Licht tanzten die Mädchen anmutig in fließenden Bewegungen und geschmeidigen Figuren und ließen die Zuschauer abtauchen in die Tiefen des Meeres: ein magisches Tanztheater. Speziell zum Thema Museumskeller und Fluchttreppe hat sich Reinhold Fetscher in seinem „Kellerkabarett“ bissige Kommentare, satirische Nummern und Lieder ausgedacht. Mit Ironie und hintergründigem Wortwitz lästerte der Meister der Wortspielereien über Notausgänge und Fluchtwege zur Hölle oder gen Himmel und spielte auf den Kampf um den Kleinkunstkeller an: vom Keller-Killer über den Keller-Koller bis zur neuen Keller-Colour. Er bezeichnete Marianne Tittel als „Tit(t)elverteidigerin des Museumskellers“, nahm mit frechem Wortwitz und Biss Lokalpolitisches, die GroKo und Senioren-Memory aufs Korn und motivierte die „große Familie der Kleinkunstfreunde“ zum Mitmachen.

Mit Humor, Charme und Augenzwinkern ging es weiter mit den „Liebestötern“ Klaus Streicher und Felix Herrmann, die mit Schmeichelstimmen, Gitarre und Ukulele in schrägen Chansons von verhinderten Kavalieren, seltsamen Dingen um die Liebe und sonstigen Kuriositäten erzählten. Mit den Liedern um den Doktor, der das Küssen verbietet, oder der alemannischen Version eines populären Hits („So ne Seich“) amüsierte das Duo aufs Beste.

Das Literarische und Poetische fand Platz im Roggenbach-Zimmer. Dort rezitierte der Mitbegründer der Spielbühne, Schauspieler und Regisseur Reinhard Seiberlich, mit sonorer Stimme das Juli-Gedicht von Erich Kästner und Auszüge aus der Ringparabel aus „Nathan der Weise“. 1984 habe er die Rolle des Nathan bei den Burgfestspielen Rötteln gespielt und sie „nie vergessen“.

Nathans Gleichnis über Toleranz und die Weltreligionen ist von zeitloser Gültigkeit, wie man hören konnte. Auf die Atmosphäre im Museum ging der Mundartlyriker und Autor Markus Manfred Jung ein, der Glossen mit Schopfheimer Bezug las, Geschichten über Senioren, schwindendes Gedächtnis, das Sammeln alter Dinge und Erinnerungen an früher. Kritisch-Provokantes trug er ebenso vor wie ein neues Gedicht. Jung will mit der Mundartliteratur-Werkstatt gerne wieder in den Museumskeller gehen, weil es dort „näher, heimeliger und intimer“ sei.

Sehr persönlich auf den Ort und ihre Verbindungen zum Museum ging die Märchenerzählerin Christa Hoheisel ein, die „ein Museum für alle Sinne“ heraufbeschwor. Lebendig, fantasievoll, originell und unter Einbeziehung des Publikums gestaltete sie ihre Erzählung von Dornröschen und verwob die Geschichte mit eigenen Erinnerungen und Anspielungen auf Schopfheim.

In den nächtlichen Altstadtgassen inszenierte das Theater in den Bergen aus Häg-Ehrsberg einen spannenden „Walk-Act“. Das Ensemble um Arnd Heuwinkel und Antonia Tittel spielte am Brunnen in der Torstraße Szenen von Menschen, die kommen und gehen: ein Pfarrer mit Aldi-Tüte, eine junge Dame im roten Kleid, ein junger Mann mit Schaufensterpuppe, ein älterer Herr, der im Brunnen angelt, ein Polizist, der eine Radfahrerin kontrolliert, und ein jugendlicher Rapper laufen durch die Gasse, begegnen sich, verschwinden wieder: eine faszinierende Theaterperformance „Nachts auf der Straße“. .

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